Aus dem hl.
Evangelium nach Lukas 21: 25 – 28.34 – 36
25Es werden
Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die
Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres.
26Die Menschen
werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen;
denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
27Dann wird man
den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen.
28Wenn (all) das
beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist
nahe.
34Nehmt euch in
acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht
verwirren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht,
35(so) wie (man
in) eine Falle (gerät); denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde
hereinbrechen.
36Wacht und
betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den
Menschensohn hintreten könnt.
Der stille
Advent beginnt mit einem lauten Evangelium. Wir vernehmen jedoch nicht den
feuchtfröhlichen Lärm eines Adventbasar oder eines Christkindlmarktes getragen
von stimmungsvollen Advent- und Weihnachtsliedern sondern das Toben und Donnern
des Meeres und wie die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Das muss ein
gewaltiger, unheimlicher und unvorstellbarer Lärm sein und lässt ganz an den
Untergang der Welt denken und daran, dass dieser von manchen am 12. Dezember
erwartet wird, weil an diesem Tag der Kalender der Maya ausläuft.
Entsprechend
ist auch die Stimmung der Menschen: Keine Rede von Heimeligkeit und
Gemütlichkeit. Vielmehr sind die Leute bestürzt und ratlos und sie haben Angst.
Das führt
mich zu jenen Menschen, an die die Aktion Schwester und Bruder in Not erinnert;
ihnen ist tatsächlich die Welt untergegangen; der Boden wurde ihren Füßen
entzogen. Sie warten auf einen Erlöser; auf einen, der hilft, ihre Probleme zu lösen;
wir können für sie stückweise zu so einem Erlöser werden, indem wir unsere
Güter mit ihnen teilen – Güter im weitesten Sinn: materielle Güter; Güter des
Herzens, Aufmerksamkeit, Rücksichtnahme, Zeit, Stille....
Dann dürfen
diese Menschen etwas vom Menschensohn erleben, der auf einer Wolke kommt und
die bedrückten Menschen aufrichtet und erlöst und sie befreit von den Lasten, die
ihnen ungefragt auferlegt wurden.
Wir hören
jedoch auch von Lasten, die wir uns selber auferlegen und die wir eigentlich nicht
tragen müssten. Von Rausch und Trunkenheit und den Sorgen des Alltags ist da
die Rede; die verwirren und machen blind für das Kommen des Herrn. Die lassen
den Überblick verlieren, so dass der nicht zu sehen ist, der über allem
Untergang uns entgegenkommt.
Um diesen
vermeidbaren Lasten zu entkommen, schlägt der Evangelist zwei Haltungen vor:
Wachsamkeit und Gebet! In beidem realisiert sich die gespannte Ausrichtung auf
den Herrn! Beides verhilft gleichsam zu einer vorweggenommenen Gegenwart des
Herrn! Denn Wachsamkeit und Gebet sind wie eine Brücke, auf der nicht nur ich
mich dem Herrn entgegenstrecke – auf der auch der Herr mir entgegenkommt in der
Verborgenheit der Erwartung und der Hoffnung bis er schließlich selber kommt
als die Übererfüllung all dessen, was ich von ihm erwartet habe.
Jederzeit
legt der Herr uns Wachsamkeit und Gebet nahe. Denn jede Zeit ist ihm für sein
Kommen recht; so soll auch jede Zeit für uns recht sein, dass wir in ihr auf
den Herrn warten! Es macht den Advent zum Advent, dass er durchtränkt ist von
der andauernden, betenden Wachsamkeit im Hinblick auf das Kommen des Herrn!
Jesus sagt
seinen Jüngern eine sehr gegensätzlich Endzeit voraus: Zum einen die Tod
bringende Konfrontation mit den unpersönlichen Elementen des Himmels und der
Erde. Dem gegenüber die heilbringende und erlösende persönliche Begegnung mit
dem Menschensohn. Er spricht auch die Gefahr an, dass die unpersönlichen
Elemente dieser Welt im Rausch und in der Trunkenheit und in ihrer Sorgenlast
im Hinblick auf ihn stören können: Sie trüben den Blick auf ihn; sie behindern
den Weg zu ihm.
Die Erwartung des kommenden Christus ist
ein Prägemal christlicher Existenz. In betender Wachsamkeit erhebt sie ihn
hoffend ausschauend auf den Herrn über alle Erdgebundenheit hinaus. Dies lässt
den Christen jedoch nicht auf die Welt vergessen, in der er lebt. Vielmehr
macht es ihn hellsichtig für das, was der Welt und den Menschen in ihr gut tut
und zum Heile dient. In Erwartung des guten Hirten kann der Christ so erst
selber zum Hirten werden für die Welt, die ihm anvertraut ist. In Erwartung des
Herrn ist jene Distanz erst möglich, die nicht stolz macht sondern demütig erst
jene Nähe ermöglicht, in der Christen das Leiden ihrer Welt verstehen und
Antworten auf die drängenden Fragen ihrer Zeit geben können. Amen!